Wirkgeschichte
Muckis als Chefin sammeln
Was haben Max, Annabelle, Rosa und Alicia gemeinsam?
Sie alle sind Gründer:innen. Und das, obwohl sie eigentlich noch zur Schule gehen. Max stellt Müsliriegel her. Leni und Ole betreiben an ihrer Schule das Café Le Soleil. Rosa und Annabelle stellen Merchandise-Artikel für ihr Gymnasium her. Auch Alicia hat „ihre“ Schüler:innenfirma gegründet und ist damit Teil des Netzwerks von Startup Zukunft!. Mit unternehmerischen Projekten an Schulen werden Zukunftskompetenzen gefördert.
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Alica leitet als Geschäftsführerin die Schüler:innenfirma Phodio SAG am Fallstein Gymnasium in Osterwieck/Sachsen-Anhalt. Sie koordiniert das gesamte Team aus Foto-, Print- bis zu Mediaabteilung, kümmert sich darum, dass der Zeitplan eingehalten wird und dass eine gute Stimmung herrscht.
Seit über 25 Jahren fördert die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung zusammen mit Partnern wie der Heinz Nixdorf Stiftung die Methode „Schüler:innenfirmen“. Unterstützt mit regionalen Programmen, kostenfreier Fortbildung und Beratung und vielen Materialien können Jugendliche und Lehrkräfte ihre Ideen umsetzen und Unternehmen gründen. Entweder im Unterricht oder im Rahmen einer AG. Ziel ist dabei nicht, dass die Firma einen großen Gewinn macht. Profitieren sollen vor allem die Jugendlichen: indem sie sich wichtige Kompetenzen erarbeiten.
„Kreatives Lernen steht dabei im Mittelpunkt. Die Freude daran, etwas Besonderes zu leisten und unternehmerisches Denken zu wagen, kann Jugendliche bestmöglich auf ihre Zukunft vorbereiten.“ So beschreibt Prof. Dr. Nikolaus Risch, Vorstand der Heinz Nixdorf Stiftung, den Mehrwert von Schüler:innenunternehmen.
Mit Entrepreneurship Education den Übergang von der Schule in den Beruf ebnen
Denn in ihrer Firma wenden sie Schulstoff ganz praktisch an – z. B. Mathe, Deutsch, Wirtschaft oder Informatik – und lernen gleichzeitig, was nicht unbedingt im Rahmenlehrplan steht: Teamfähigkeit, Kreativität, kritisches Denken, Charisma und Kommunikationsfähigkeit. Diese Zukunftskompetenzen entwickeln sich im unternehmerischen Tun. Dass sie als besonders wichtig eingeschätzt werden, um künftige Herausforderungen zu meistern, zeigen Untersuchungen wie der OECD-Lernkompass 2030 oder die 25next Studie mit dem SINUS-Institut, die junge Leute zwischen 14 und 24 dazu befragt.

Future Skill-Angebote für Schulen und Lehrkräfte
Gründungsleitfaden, Arbeitshilfen und Praxisbeispiele findet man auf der großen Materialsammlung der Plattform startup-zukunft.de der DKJS. Dort sind jede Menge Wissen, Tools und Links versammelt: zur Digitalisierung von Schüler:innenfirmen, zu den Nachhaltigkeitszielen im unternehmerischen Kontext, rechtliche Hinweise und vieles mehr. Auch ein cooles Berufe-der-Zukunft-Quartett zum Selberbasteln gehört dazu.
„Die Dinge, die ich jetzt in der Schülerfirma lerne, die braucht man irgendwie immer. Sei es, dass man selbstständig ist, Verantwortung für die anderen übernimmt, dass es immer im Leben Höhen und Tiefen gibt, aber dass man halt niemals aufgeben sollte, da man als Team immer alles schafft.“
Rosa
Schülerfirma Wolffis S-GmbH aus Halle/Saale zusammen mit Kollegin Annabelle

Bei der Entrepreneurship Education der DKJS geht es darum, im geschützten Raum der Schule und durch praktisches und selbstständiges Tun unternehmerische Fähigkeiten zu erlernen. Die sind natürlich auch wertvoll, wenn die Schüler und Schülerinnen später selbst keine Gründer werden. Entrepreneurship Education wirkt – das leitet sich aus den Auswertungen der Programme im Netzwerk Startup Zukunft! ab. Indem die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung zusammen mit ihren Partnern Aktivitäten und Material für Jugendliche, aber für pädagogisches Fachpersonal entwickelt und organisiert, baut sie tragfähige Brücken am Übergang von der Schule in den Beruf.
Das Beispiel der Methode Schüler:innenfirma zeigt, wie effektiv und nachhaltig berufsorientiertes Lernen ist.
- Jugendliche verwirklichen ihre Ideen. Sie sehen, was funktioniert, was nicht und machen so wertvolle Selbstwirksamkeitserfahrungen.
- Nebenbei lernen sie Aspekte der Berufswelt kennen.
- Wer Gelerntes erfolgreich in der Firma anwenden kann, lernt auch motivierter im Unterricht.
- Bei den verschiedenen Tätigkeiten und in unterschiedlichen Abteilungen entdecken die Schüler:innen individuelle Neigungen und Potenziale und können sie ausbauen.
Darüber hinaus bietet die DKJS weitere Formate an, um Zukunftskompetenzen zu stärken und adressiert damit nicht nur Jugendliche, sondern auch Schulen und Lehrkräfte. Ob Grundschule oder Gymnasium, Förder- oder Berufsschule – Zukunftskompetenzen sind für alle Schulformen ein Thema. Über das Netzwerk von Startup Zukunft! kann man in neun Bundesländern individuelle Hilfe bei der Gründung und Projektbegleitung bekommen oder Fortbildungsworkshops buchen. Veranstaltungen wie Messen oder Innovationstage bringen Inspiration und Vernetzung und erweitern den Horizont.
Nicht nur was für Anzugträger
„Dadurch, dass das sehr facettenreich ist, also die verschiedenen Dinge, die so anfallen, die getan werden müssen, hat eigentlich jede Person die Möglichkeit, seine oder ihre Stärken einzubringen“, bringt Maya Sippel, Lehrerin an der Berliner Inklusiven Schwerpunktschule Temple-Grandin mit dem Förderschwerpunkt Autismus, den inklusiven Aspekt einer Schüler:innenfirma auf den Punkt. Ihr Schüler Max ist Leiter der Firma Snack & Check und stellt Müsliriegel her und kümmert sich um die Zahlen. Max hat bei der Buchhaltung so viel gelernt, dass er seinem Vater jetzt in dessen Firma helfen könnte.
„Man lernt vor allem praktische Arbeit, aber man lernt auch so ein bisschen das Arbeitsleben, wie das abläuft. Und ein bisschen, wie Werbung funktioniert. Aber auch so Sachen wie Geld zählen oder Abwasch.“
Max, Inklusive Schwerpunktschule Temple-Grandin

Max, Alicia, Rosa und Annabelle kommen von verschiedenen Schulen und unterschiedlichen sozialen Backgrounds. Sie alle haben mit der Gründung und dem Betrieb ihres eigenen Unternehmens wertvolle Erfahrungen für ihr zukünftiges Berufsleben gesammelt. Und dabei erfahren, dass es sich lohnt, aktiv zu werden und Visionen zu entwickeln. Weil man die auch umsetzen kann. Das erlernte Know-how, das Team, Motivation und gemeinsame Ziele in der Schüler:innenfirma helfen dabei.
„Die Schülerfirma hat mir überhaupt erst den Zugang zum Unternehmertum gegeben“, sagt Sebastian Brost, der vor Jahren die Schülerfirma SUUHM-SAG in Hohenmölsen gegründet hat. Später wurde er Geschäftsführer einer mittelständischen Unternehmensberatung und leitet inzwischen mit der Digitalberatung nativDigital seine eigene Firma.
Wirklogik
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung stärkt junge Menschen in den Kompetenzen, die sie für eine erfolgreiche und aktive Gestaltung ihrer Lebenswelt und der Gesellschaft brauchen.
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Junge Menschen wachsen in einer Welt auf, die durch
- stetige Veränderungen (z. B. Digitalisierung und Transformation der Arbeitswelt),
- Mehrdeutigkeit (z. B. wachsende Komplexität und Polarisierung von Meinungen),
- und Unsicherheit (z. B. Klimakrise und internationale Konflikte) geprägt ist.
Schulen und außerschulische Lernorte statten junge Menschen nicht systematisch mit den notwenigen Kompetenzen aus, um sich in diese Welt zurecht zu finden und diese aktiv gestalten zu können.
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Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung möchte junge Menschen in die Lage versetzen, ihre von Veränderungen, Mehrdeutigkeit und Unsicherheit geprägte Welt aktiv zu gestalten. Dabei helfen u.a. Zukunftskompetenzen, wie sie das 6C-Modell (25next Studie, SINUS) darstellt: Zu diesen sogenannten Future Skills zählen u.a. Eigeninitiative, Kritisches Denken, Kreativität, Selbstwirksamkeit, Teamfähigkeit, Lösungsorientierung, Selbstorganisation und Verantwortungsbewusstsein.
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In 13 Programmen förderte die DKJS 2023 gezielt die Zukunftskompetenzen junger Menschen. Dabei fokussieren die Programme auf unterschiedliche Kompetenzbereiche.
- Einige förderten gezielt Entrepreneurship-Kompetenzen, u. a. mit der Methode der Schüler:innenfirmen,
- andere Programme förderten vor allem digitale Kompetenzen
- und wieder andere Programme schafften außerschulische Lernförderungsangebote – zum Beispiel in Feriencamps.
2023 wurden im Rahmen der 13 Programme 836 verschiedene Aktivitäten umgesetzt. Dazu zählen:
Angebote der Programme für junge Menschen: handlungsorientierte Projektangebote
(z. B. Innovationworkshops, Future Skills Days, Challenges und Ideenlabs). Darin entwickeln sie Ideen und Lösungen zu Herausforderungen ihrer Lebens- und Arbeitswelt und setzen diese in die Tat um. Dabei greift die DKJS u. a. auf Problemlösemethoden wie Design Thinking zurück und kooperiert eng mit Unternehmer:innen.Angebote für pädagogische Fach- und Lehrkräfte: Qualifizierungen und Beratungen. Sie zielen besonders darauf ab, für die Bedeutung von Zukunftskompetenzen zu sensibilisieren und in die Lage zu versetzten, solche gezielt bei jungen Menschen zu fördern.
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Kernzielgruppe im Handlungsfeld sind junge Menschen zwischen 14 und 26 Jahren. Das spiegeln auch die Zahlen: Mit den 836 Aktivitäten wurden 7.965 junge Menschen und 1.506 Erwachsene erreicht. Von den Erwachsenen sind knapp die Hälfte an Schulen und rund ein Viertel in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit beschäftigt. Darüber hinaus wurden auch Multiplikator:innen und Personen in der Bildungsverwaltung erreicht – sie machen knapp ein Fünftel der erreichten Erwachsenen aus.
Ausblick
Über die Methode Schüler:innenfirmen lassen sich Zukunftskompetenzen besonders gut vermitteln, berichtet Ellen Wallraff, Programmleiterin des Netzwerks StartUp Zukunft. „Die jungen Menschen entwickeln Ideen für Produkte oder Dienstleistungen mit Mehrwert und erhalten dazu direkte Rückmeldungen. Sie verstehen immer besser, was ihr Umfeld braucht und was sie mit ihren Schüler:innenfirmen dazu beitragen können. Mit unserem wachsenden bundesweiten Netzwerk entwickeln wir die Methode weiter. Neue Programme fokussieren auf die Schnittstellen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).“
Darüber hinaus liegt zukünftig ein Schwerpunkt auf innovativen und zeitlich flexibleren Formaten der Entrepreneurship Education. Ein Beispiel sind die Ideenlabs für nachhaltige Schüler:innenfirmen – Startup Zukunft. Außerdem sprechen wir neue Zielgruppen an wie junge Menschen in beruflicher Ausbildung.

Ellen Wallraff
Entrepreneurship Education
DKJS Geschäftsstelle
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+49 (0)30 25 76 76 59
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